Das Bergkristallkreuz ist bildlich als Ausstattungsstück bei besonderen Festen der großherzoglichen Familie dokumentiert. So bildete es im Jahr 1868 mit vier Kerzenleuchtern die Altargarnitur bei der Taufe des zukünftigen Großherzogs Ernst Ludwig (1868-1937) im „Rokokozimmer“ des Neuen Palais‘ in Darmstadt. Im Jahr 1918 erstrahlte es bei der Weihnachtsfeier im dortigen Musiksaal mit zwei Kerzenleuchtern auf einem Altar vor dem mit brennenden Kerzen erleuchteten Weihnachtsbaum.
Eine Inschrift am Bergkristallkreuz selbst verweist auf seine ursprüngliche Herkunft und seinen Stifter: „Friedrich Georg von Schönborn Domkapitular zu Mainz und Amtmann zu Bingen 1617“.
Tatsächlich war Friedrich Georg von Schönborn Kanoniker in den Mainzer Stiften St. Mariagreden, St. Alban und St. Viktor, seit 1588 Domkapitular und als erster Prälat der Familie mit reichen Pfründen versehen. Außerdem war er Amtmann in Bingen, wurde 1639 Domkantor und starb 1640 in Köln. Seine „Vettern“, die Brüder Johann Philipp (1605-1673) und Philipp Erwein (1607-1668) von Schönborn, setzte er als Universalerben ein und ermöglichte ihren politischen Aufstieg.
Noch ist die konkrete Überlieferung des Kreuzes nicht erforscht. Jedoch gibt eine Anzeige im „Intelligenz-Blatt der freien Stadt Frankfurt, No. 31, Samstag, den 9. April 1825“ möglicherweise einen Hinweis. Der Kunsthändler J. Scheibner aus Köln bot neben antiken und mittelalterlichen Altertümern sowie weiteren Kunstgegenständen speziell ein prachtvolles „Crucifix von Bergcristall, der Christus von Silber mit silberner Verzierung und getriebener Arbeit, mit feinen Steinen eingefaßt bey drey Schuh hoch, herkommend von Hrn. Fried. Georg v. Schönborn, Domkapitular zu Mainz und Amtmann zu Bingen 1617“ an. Sollte es sich um das gleiche Kreuz handeln, das nach Darmstadt gelangte, so wäre die silberne Christusfigur verlorengegangen.
Frohe Weihnachten und alles Gute für das neue Jahr !