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53 Oppenheim 01

Auf Entdeckungsreise



Das Gemälde „Prospect von dem Meliboco und dessen Gegend“ lädt jeden Tag dazu ein, sich intensiv damit zu befassen. Auf Grund seines überdimensionalen Ausmaßes und der detaillierten und feinen Darstellung von Pferden, Kirchen, Dörfern und vielem mehr, verlockt es den Betrachter zu näherem Hinsehen. Ein interessierter Entdecker ließ uns per Mail teilhaben an seiner Reise durch das Bild und die Gegend.

20. August 2019

Sehr geehrter Herr Gebhardt,


in letzter Zeit habe ich mir noch einig Details des Gemäldes angesehen. Mit dem ererbten Opernglas meiner Schwiegermutter lassen sich noch viele Details erkennen, … . Man merkt jetzt erst, wie geschickt die Landschaft gestaltet wurde. Ich vermute stark, dass Sonntag (Anm.: Maler) dabei tatkräftig von einem kompetenten Kartografen unterstützt wurde, der ihm wohl auch die Lage der Orte in die perspektivisch aus der Vogelschau gestaltete Darstellung skizziert hat. So liegt der Donnersberg genau in der Achse des Kühkopf-Rheinbogens – wie in der Realität auf der Karte.
Zwischen Ladenburg und Mannheim ist mir jetzt auch der Neckar aufgefallen. Hingegen kann ich allerdings den Main nicht erkennen – allenfalls nur äußerst schwach bei Hochheim. Überrascht hat mich, dass sogar unser Darmbach zwischen dem nördlichen Ende der Neuen Vorstadt und dem Forst Die Tanne westlich von Darmstadt eindeutig eingezeichnet ist.
Eindeutig erkennbar ist wohl auch das Orangeriegebäude von Bessungen, auch wenn nur relativ klein und in der braunen Farbgebung nur mit wenig Kontrast. Daneben ist aber ein Haus mit Mansarddach hell dargestellt, das auch der Hill´sche Prospect dicht neben der Orangerie zeigt. Dieses Haus muss demnach dort gestanden haben, wo heute der Kinderspielplatz ist. Es muss aber bald beseitigt worden sein, denn auch schon auf späteren alten Karten ist es nicht mehr eingetragen.
Schließlich ist es auch interessant, mit welcher Akribie die berittenen Truppenkontingente en miniature eingetragen wurden, mit einer Unmenge von Fußvolk, Reitern, Fahnen und auch Kanonen, die mit unbewaffnetem Auge praktisch nicht zu sehen sind. Man hat den Eindruck, dass in dem Gemälde zwei thematische Ebenen überlagert sind: zum einen eine heitere friedliche Landschaft und zum anderen der drohende Krieg. Ein Beleg auch für die Reichstreue von Ludwig VIII. und seine Sorge um den Erhalt seiner Landgrafschaft, wobei er sich offenbar den Schutz durch das Reich erhoffte.
Immer mehr begeistert mich das Können von Tobias Sonntag, und das in nur erstaunlich kurzer Zeit und die Einzigkeit dieses Gemäldes.


Seien Sie gegrüßt
O.G.

21. August 2019

Sehr geehrter Herr Gebhardt,


Übrigens habe ich gerade vor zwei Wochen – angeregt durch das Gemälde – eine Tour zum Donnersberg unternommen. …. mir war gar nicht bewusst, dass sich dort einst ein großes Kelten-Oppidum befand und eine Reihe archäologischer und zum Teil rekonstruierter Funde der Grenzwälle zu besichtigen sind – ausgelöst auch dort durch einen rührigen Verein, dem Donnersbergverein. …. bei ca. 52 km Entfernung in Luftlinie hätte man wohl auch vom dortigen „Ludwigsturm“ aus … den Melibokus kaum erkennen können. Insofern war es gut, dass Sonntag (Anm.: Maler) den Melibokus stark überhöht, und jetzt für mich erkennbar mit derselben (vertikal gestreckten) Kontur gemalt hat.
Unbewusst war mir bislang auch, dass der Donnersberg ein alter Vulkan ist.
Eine größere Neugierde auf den Donnersberg hätte bei mir allerdings schon längst unser „Donnersbergring“ erzeugen können.
Nun will ich mir auch die Burgruine der alten Reichsburg Landskron über Oppenheim aus der Nähe ansehen, die Sonntag ja auch im Gemälde en miniature dargestellt hat – ebenfalls in Darmstadt mit der „Landskronstraße“ gewürdigt.


Mit freundlichen Grüßen
O.G.