Sonntagsfrage? – WP-FDSM Sonntagsfrage? – WP-FDSM

Restauriertes Gemälde

Sonntagsfrage?

Nein, mit Prognosen wäre dieser Herausforderung nicht beizukommen gewesen. Hier wurde alles minutiös vorab gemessen und geplant!
Nach über 80 Jahren sollte das für Darmstadt und die Region hochbedeutende Gemälde „Prospect von dem Meliboco und dessen Gegend“ von Johann Tobias Sonntag in einem Raum, kaum größer als der sprichwörtliche Schuhkarton im Schlossmuseum wieder einen Ausstellungsort finden.
Idealerweise hätte man sich einen Platz neben dem Schwesterbild, der Stadtansicht von Darmstadt, in einem der repräsentativen Räume des Schlossmuseums gewünscht. Die Wahl der Museumsleitung viel jedoch, aus Gründen der freien Zugänglichkeit auch außerhalb der Museumsführungen, auf einen kleinen, unscheinbaren Raum im Eingangsbereich des Museums.
Nur, wie sollte das Gemälde mit den kolossalen Ausmaßen von 2,25 x 3,75 Meter durch eine Maueröffnung in Größe einer normalen Zimmertür passen!? In aufgespanntem Zustand? ein Ding der Unmöglichkeit, aber Leinwand lässt sich ja bekanntermaßen rollen. Und ist der Kern der Rolle im Durchmesser groß genug und wird von fachkundigen Restauratoren genutzt, dann bleibt auch die größte Leinwand vollkommen unversehrt.

Das Gemälde, aufgerollt und in Luftpolsterfolie eingeschlagen wurde hängend nach Darmstadt transportiert. Solange die Vorbereitungsarbeiten noch andauern, wird es ohne Bodenkontakt im Foyer des Museums gelagert.

sonntag_2
sonntag_3

Ein Arbeitstisch auf Holzböcken wird vor Ort im späteren Ausstellungsraum installiert,

… als Tischplatte dienen Leichtschaumplatten. Der Keilrahmen wird zusammengesetzt und zur besseren Stabilität mit Bändern verschnürt.

Doppelt hält besser, deshalb wird der Keilrahmen zunächst mit Leinwand belegt und fest getackert.

Erleichtert schauen die beiden Restauratorinnen Christiane Ehrenforth und Sina Theile auf das geklückte „Rollwerk“.
Das Gemälde wurde auf der Rolle in den Raum getragen und mit größter Vorsicht und Sorgfalt auf den Keilrahmen abgerollt. Trotz der beengten Verhältnisse, alles hat perfekt geklappt, und die Leinwand liegt zentimetergenau und plan.

Die Leinwand wird am Keilrahmen befestigt und gespannt. Damit beim Umschlagen der Kanten die Farbschicht an den Rändern nicht bricht und abblättert, werden die Ränder mit einem Föhn erwärmt und geglättet.

(zum Anschauen des Videos, auf den Play-Knopf drücken)


Zuerst geföhnt und jetzt auch noch gebügelt, die Arbeit an den Rändern nimmt viel Zeit in Anspruch.

Tackern kann jeder… jetzt wird wie vor 270 Jahren gespannt und genagelt.

Die Überstehende Leinwand wird abgeschnitten und am Keilrahmen rückseitig befestigt.

Anschließend kann das Gemälde aufgestellt und der Keilrahmen mit kleinen Keilen gespannt werden. Danach wird der Rückwandschutz, der das Gemälde rückseitig vor Staub und Feuchtigkeit schützt angebracht.

Inzwischen wurde an der gegenüberliegenden Wand die Unterkonstruktion für die Hängung des Gemäldes von zwei Schreinern angebracht. Da eine Wand in einem solch altem Gebäude nicht gerade sein kann – ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Die Konstruktion schafft auch den nötigen Abstand zum Mauerwerk, ein zusätzlicher Schutz gegen Feuchtigkeit.


Der große Moment rückt näher!

Endlich, die Zeitreise kann beginnen, der Blick in die Landschaft wie sie der Maler vor mehr als zweihundert Jahren gesehen hat öffnet sich.

Alles im Lot! Das Gemälde wurde an der Unterkonstruktion angebracht. Jetzt fehlt nur noch die Umrandung aus schwarzem MDF, die später noch mit einer Schattenfuge zum Bild angebracht wird.

Letzte Retuschen, manch kleine Fehlstelle zeigt sich erst unter den Lichtverhältnissen vor Ort und will noch schnell behoben sein.

sonntag_läufer

Ein besonderer Reiz des Gemäldes liegt in der Fülle der Details, die sich erst beim Betrachten aus der Nähe erschließen. Man kann stundenlang davor verweilen und wird immer wieder neue Details und kleine Episoden des Alltags entdecken.

Kommen Sie ins Schlossmuseum und schauen Sie es sich an.